Berliner Morgenpost: Schönefeld als Wallfahrtsort für Air Berlin

Veröffentlicht am 23.12.2019

AUS: BERLINER MORGENPOST | MONTAG, 23. DEZEMBER 2019

 

Marius Langas lacht, als an diesem Nachmittag die Maschine der ungarischen Fluggesellschaft Wizz Air in Richtung Landebahn des Airports Schönefeld fliegt. Von den Fenstern des Flugzeugs aus müsste man das, was neben Langas im Rasen liegt, eigentlich gut sehen können. „Das muss ganz gut aussehen“, sagt Langas und deutet auf den roten Schriftzug. Langas, Mitarbeiter der Flugsicherung im Tower des Flughafens Schönefeld, hat gewissermaßen direkt neben der Einflugschneise des Airports ein Denkmal für die frühere Fluggesellschaft Air Berlin errichtet. Seit ein paar Wochen sind die neun Buchstaben nun auf der Fläche montiert, die zum Logistikunternehmen Rieck gehört. Dessen Geschäftsführer Patrick von Oy sagt zu dem Erinnerungsort: „Für uns als Berlin-Brandenburger Unternehmen hatte Air Berlin immer eine besondere Bedeutung für diese Region, die wir auf diese Weise gerne würdigen.“

 

Die Pleite der Airline hat große Lücke gerissen

Die einst zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin hatte im August 2017 Insolvenz anmelden müssen. Die Pleite traf den Luftverkehrsstandort Berlin bis ins Mark: Zwar haben die britische Gesellschaft Easyjet und auch der Lufthansa-Konzern die durch die Air-Berlin-Insolvenz gerissene Lücke von innerdeutschen und europäischen Flügen relativ schnell wieder schließen können. Doch im weltweiten Langstreckennetz ist die Stadt nach auch mehr als zwei Jahre nach dem letzten Air-Berlin-Flug kaum vertreten.

 

Hinzu kommt eine menschliche Komponente: mehr als 8000 Mitarbeiter hatten nach der Insolvenz ihren Arbeitsplatz verloren. Vor allem das fliegende Personal fand vergleichsweise schnell wieder einen Job. Zahlreiche Mitarbeiter mussten aber auch auf neue Tätigkeiten umschulen. Das fand vor allem mithilfe einer sogenannten Transfergesellschaft statt, die auch das Land Berlin mitfinanziert hatte. heute hat nach Angaben der Arbeitsagentur der Großteil der ehemaligen Air-Berlin-Belegschaft wieder eine Arbeit gefunden. Marius Langas sieht das neue Air-Berlin-Denkmal auch als eine Art Wallfahrtsort für die früheren Mitarbeiter der Fluggesellschaft an. Eine Gedenktafel mit einem kurzen geschichtlichen Abriss über die Airline soll in den kommenden Monaten aufgebaut werden, kündigt Langas an. Dort sollen auch die Namen der Unterstützer stehen, die das Denkmal durch ihre Spenden überhaupt erst ermöglicht haben.

 

Denkmal soll auch Mahnung für Missmanagement sein

Langas, der für die Flugsicherung in Schönefeld arbeitet, hatte im Sommer eine Spendenaktion im Internet – ein sogenanntes Crowdfunding – gestartet. Insgesamt hat er seitdem 7.300 Euro eingesammelt. Fast 150 Unterstützer hat das Projekt mittlerweile. Kern der Idee: Zwei ehemals an einem Hangar in Selchow bei Schönefeld montierte Logos mit Schriftzügen der ehemalige Berliner Fluggesellschaften Air Berlin und Germania sollten an einem anderen Ort als Denkmal wiederaufgebaut werden. „Air Berlin und Germania sollen nicht vergessen werden. Jeder, der diese riesigen Buchstaben und Logos sieht, soll sich ein bisschen erinnert fühlen an diese Zeit“, sagt Langas. Zudem soll das Denkmal auch in gewisser Weise „Mahnung sein, wie Missmanagement und Gier ein ganze Luftfahrtregion ins Wanken bringen kann“, so Langas weiter.

 

Von dem eingesammelten Geld hat Langas Transport, Montage und Kauf der Erinnerungsstücke finanziert. Eigentümer der Schriftzüge war nach den Pleiten von Air Berlin (August 2017) und Germania (Februar 2019) die Lufthansa Bombardier Aviation Services (LBAS), die nach der Air-Berlin insolvenz den Technik-Standort der Airline in Selchow auch Logo und Schriftzug von Germania sowie ein zweiter Air-Berlin-Schriftzug, den Langas zusätzlich noch kaufen konnte, haben inzwischen eine neue Heimat gefunden. Carsten Milbach, Betreiber des Flugplatzes Fehrbellin nordwestlich von Berlin, habe das Projekt zudem großzügig unterstützt, sagt Marius Langas. Im April sollen die Schriftzüge an dem kleinen Verkehrslandeplatz feierlich präsentiert werden.